phoca thumb m heissausb 2017 04 28 3

Bad Bevensen (ffpr). Eine Brandbekämpfung im Innenangriff realistisch und sicher zu üben, gestaltet sich für Feuerwehren in der Regel schwer bis unmöglich.
Für 60 Atemschutzgeräteträger der Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf hat sich Ende April die seltene Gelegenheit ergeben an einer sogenannten „Heißausbildung“ teilzunehmen. Die Firma DELTA Safety & Protection aus Sulingen hat für zwei Tage einen mobilen Brandcontainer auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Bad Bevensen aufgebaut.

 Am Freitag und Samstag wurden jeweils 30 Teilnehmer, in einer vierstündigen Ausbildung in Theorie und Praxis geschult. Aufgeteilt in einen Vormittags- und einen Nachmittagskurs, wurden jeweils 15 Teilnehmer fortgebildet.

Kernstück der Ausbildung ist ein feststoffbefeuerter Brandcontainer. In diesem Container werden in einem abgetrennten Bereich Holzpaletten verbrannt. Durch das Öffnen der Tür zu diesem Brandraum gelangen der Brandrauch und somit auch brennbare Gase in den restlichen Container. Durch das Öffnen dieser Tür kommt ebenfalls Luft in den Brandraum und führt zu einer Entzündung des gesamten - bis dahin schwelenden - Brandrauches. Dabei entzündet sich der Brandrauch so schlagartig und intensiv, dass ein deutlicher Druckanstieg spürbar ist. Diesen Vorgang nennt man auch Rauchgasdurchzündung.

Den Brandrauch richtig zu deuten und eine mögliche Gefahr zu erkennen ist das Entscheidende. Denn daraus ergibt sich das weitere Vorgehen und richtige Verhalten. Dabei sind die Farbe und Intensität des Rauches ebenso aufschlussreich, wie die Dynamik in der Rauchschicht. Aus dem Rauch lassen sich viele Rückschlüsse auf den Brandverlauf und die Gefährlichkeit schließen. Werden diese Zeichen einer bevorstehenden Rauchgasdurchzündung nicht erkannt, kann es im wahren Einsatz unter Umständen lebensgefährlich werden.

Im Container selber werden genau diese Rauchgasdurchzündungen provoziert, allerdings sitzen die Teilnehmer gut 40 cm tiefer als der Raum in dem die Holzpaletten verbrannt werden. In dieser Zone herrschen Temperaturen von etwa 70 bis 80 Grad. Im Deckenbereich können es bis zu 800 Grad sein. Die erste Lektion wird den Teilnehmern nach der ersten Durchzündung schnell klar. Je tiefer man sich aufhält umso kühler ist es. Ohne ihre Schutzkleidung wäre ein Überleben in diesem Bereich nicht möglich.

Insgesamt drei Ausbilder der Firma DELTA geben das Wissen und ihre Erfahrung an die Teilnehmer weiter. Hinter den Schlagworten Temperaturcheck, Rauchgaskühlung, Türprozedere und indirekte Brandbekämpfung verbergen sich viele Abläufe die für diesen gefährlichen Job bei der Feuerwehr beherrscht werden müssen. Diese Abläufe zu automatisieren ist wesentliches Ziel der Atemschutzausbildung. Wenn der Trupp diese Techniken beherrscht, kann er relativ sicher Vorgehen und ohne große Wasserschäden einen Löscherfolg erzielen. Im Brandcontainer werden diese Abläufe unter realistischen Bedingungen ausprobiert und man sieht und spürt sofort die Effektivität der einzelnen Techniken. Auch wird den Teilnehmern der sparsame Umgang mit Wasser schnell klar. Denn der Wasserdampf schlägt auch durch die speziellen, dicken Feuerwehrjacken durch und verursacht schmerzhafte Hautrötungen bis hin zu Verbrühungen.

Diese Eindrücke kann man auch unter besten Übungsbedingungen im normalen Dienst nicht vermitteln. Wer diese Erfahrung aber mal gemacht und gespürt hat, wird es auch so schnell
nicht vergessen. Das macht die Ausbildung an einem feststoffbefeuerten Container so wertvoll und wichtig. Für einige Atemschutzgeräteträger war es sogar der erste Kontakt mit dem Medium Feuer im Innenangriff. Gerade für diese Atemschutzgeräteträger war es ein äußerst lehrreiches Wochenende. Aber auch die gestandenen Feuerwehrleute waren schwer beeindruckt von der Ausbildung. Alle konnten von dem großen Erfahrungsschatz der Ausbilder profitieren.

Organisiert hat die Ausbildung das Atemschutz-Ausbilderteam der Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf. Viele Stunden Planung und Vorbereitung ließen das Wochenende zu einem vollen Erfolg werden. Einen ganz besonderen Dank spricht das Ausbilderteam dem Feuerwehrausschuss und der Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf aus. Ohne deren Fürsprache und Unterstützung wäre dieses Ausbildungswochenende nicht zustande gekommen. Die Samtgemeinde übernimmt die gesamten Ausbildungskosten in Höhe von etwa 8.000 Euro und investiert so in die Sicherheit aller Feuerwehren.

Am Wochenende wurden über 200 Holzpaletten in der Anlage verfeuert. Diese wurden von der Firma Melosch aus Uelzen angeliefert und gesponsert. Die Feuerwehr dankt für diese tolle Unterstützung.
Auch die Ausbilder der Firma DELTA Safety & Protection wurden am Wochenende von allen Seiten für ihr gute und kompetente Ausbildung anerkennend gelobt. Diesen Danksagungen kann sich das Ausbilderteam der Samtgemeinde nur anschließen. Das DELTA-Team um Uwe Rohlfs blickt nicht nur auf jahrelange Erfahrungen im Bereich der Heißausbildung zurück, sie können dieses Wissen den Teilnehmern auch sehr gut vermitteln und weitergeben. Ein rundum gelungenes Wochenende für alle Beteiligten!

Die 60 teilnehmenden Atemschutzgeräteträger stammen aus den Feuerwehren Altenmedingen, Bad Bevensen, Barum, Brockhimbergen-Kollendorf, Drögennottorf, Ebstorf, Eddelstorf, Emmendorf, Gollern, Hesebeck, Himbergen, Hohenbünstorf, Jastorf, Jelmstorf, Linden, Melzingen, Röbbel, Secklendorf, Tätendorf-Eppensen und Wriedel-Schatensen.

 Fotos: Philipp Schulze, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehren der Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf